Wer sich ein Team sucht, sucht nach Gleichgesinnten. Wenn am 20. Oktober zur evangelischen Kirchenvorstandswahl aufgerufen wird, dann sind diese Teams hoffentlich gefunden und vollzählig. Keine einfache Aufgabe, schwindet doch das Interesse an Kirche ebenso wie das an dem Ehrenamt in ihr.

Wer die Eingaben hierzu aus kirchenleitenden Kreisen verfolgt hat, erhält schnell den Eindruck, dass zündende Ideen, Menschen zu gewinnen, eher Mangel­ware sind. Aktuelle Werbeplakate zu den KV-Wahlen versprechen "Mit­mischen", "Glücksmomente" oder gar "heilige Momente", die zu erleben seien.

Das Kreuz Christi rückt hinter das potenzielle Kreuz auf dem Wahlzettel

Wo bleiben aber diese Werte in der öffentlichen Debatte? Stattdessen scheint man sich vor allem in einer Sache einig: Bloß kein AfD-Sympathisant, geschweige denn -Mitglied darf rein. Ein bisschen wenig Substanz für eine Charme-Offensive.

Die neue Gretchenfrage für angehende Kirchenvorstände dreht sich nicht mehr um einen Mitgestaltungswillen, sondern um die politische Einstellung. Das Kreuz Christi rückt hinter das potenzielle Kreuz auf dem Wahlzettel. Wurde den Kirchen früher oft die Nähe zu konservativen Parteien mit "C" vorgeworfen, bleiben sie sich hier treu – stets nahe an der Regierung, wo die selbsternannte "Alternative" bekämpft wird.

Bitte mehr Lust machen auf das Verbindende

Allerdings sucht sich doch jede Gemeinschaft, vom Vereinsvorstand über die Musikgruppe bis hin zum Leitungsgremium in Unternehmen, Personen aus, die sich nicht von vornherein als Spalter, Miesmacher oder gar Rassisten erweisen. In diesem Sinne wird sich auch ein Kirchenvorstandsteam nur als solches finden, wenn die Schnittmenge in einem vertrauensvollen Umgang sowie ähnlichen Ansichten zu Glaube und Menschlichkeit liegt, "die Chemie stimmt". Keiner hat Lust, bei einer Kirchenvorstandssitzung seinen Nachbarn am Tisch plötzlich über Ausländer schimpfen zu hören und zu ertragen, wie dieser demokratische Grundwerte infrage stellt.

Jesus spricht: "Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder" (Markus 2, 17), und er hat sich mit ihnen an den Tisch gesetzt. Auch wenn sich keiner Unsympathen in seinem Kirchenvorstand antun muss: Ein bisschen mehr Nächsten- und Feindesliebe würde einer Kirche, die sich an anderer Stelle Vielfalt und Partizipation ans Revers heftet, besser zu Gesicht stehen.

Daher der Appell an alle in Kirche Verantwortlichen: Bitte mehr Lust machen auf das Verbindende.

Wenn das Abgrenzende bereits bei der Kandidatensuche überbetont wird – die Mitgliedschaft in einem "sortenrein gewünschten Gesinnungsclub" ist wenig attraktiv.

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