Auf ihre demokratischen Entscheidungsprozesse und größtmögliche Transparenz ist die evangelische Kirche gemeinhin stolz. Dennoch war eine Informationsveranstaltung für Kirchenvorstände zur geplanten Fusion der Dekanate Markt Einersheim und Castell am Montagabend in der St.-Johannes-Kirche Castell nicht öffentlich. Die beiden Dekane Ivo Huber (Markt Einersheim) und Günther Klöss-Schuster (Castell) sprechen von einem "geschützten Rahmen", den man für die Veranstaltung benötigt habe. Das ist nach Angaben Landeskirche rechtlich auch durchaus möglich - zufrieden sind damit aber nicht alle.

Die Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) nach der Veranstaltung am Dienstag, sie hätte sich gewünscht, dass diese komplett öffentlich stattgefunden hätte:

"Das hätte gezeigt, dass man es mit einer möglichst großen Offenheit und Transparenz ernst meint."

Huber hatte auf epd-Anfrage am Dienstag schriftlich erklärt, aus Gründen der "maximalen Beteiligung" wurde die Infoveranstaltung als nicht öffentlich deklariert. Nur so seien offene und ehrliche Wortmeldungen möglich. Deshalb seien auch Vertreter der Presse am Montagabend nicht zugelassen gewesen.

Vorbehalte gegen gemeinsames Dekanat Markt Einersheim und Castell

Zum Hintergrund: Gegen die Fusion der Dekanate Markt Einersheim und Castell gibt es vor allem wegen der künftigen Größe von 20.000 Gemeindegliedern Vorbehalte. Als Untergrenze bei der Dekanatsgröße ist seitens der Landeskirche von 30.000 Gemeindeglieder die Rede, manchmal sogar 40.000 - davon wäre das Konstrukt ziemlich weit entfernt. Die Kirchenleitung will die Zahl der Dekanate bayernweit von bislang 66 auf maximal 44 reduzieren. Daher favorisiert Bornowski größere Lösungen. Sie wünscht sich Gespräche zwischen den sechs Dekanaten, Castell, Markt Einersheim, Kitzingen, Uffenheim, Bad Windsheim und Neustadt an der Aisch.

Nach der Veranstaltung am Montagabend jedenfalls skizzierten manche Teilnehmer nach epd-Informationen regelrechte Horror-Szenarien und verwiesen auf manch riesige katholische Dekanatsbezirke in Bayern, die "290 Kilometer" Durchmesser hätten. Generell wurde ein scheinbar unüberbrückbarer Gegensatz zwischen Landgemeinden in Markt Einersheim und Castell sowie manch kleinstädtisch geprägten Gemeinden in den umliegenden Dekanaten geschildert. Bei einem Zusammengehen in größeren Einheiten drohten die Belange und Bedürfnisse der Kirchengemeinden auf dem Land übergangen zu werden, so die Befürchtungen.

Werbung für künftiges Steigerwald-Dekanat

Während im ersten rund eineinhalbstündigen Teil der Veranstaltung vor allem vorbereitete Kurzinterviews die Vorzüge einer Fusion von Castell und Markt Einersheim zu einem künftigen "Steigerwald-Dekanat" beworben wurden, wurden im anschließenden Fragenteil kritischere Töne angeschlagen. Eine Teilnehmerin etwa sagte, sie hätte keinen Bedarf daran gehabt, "dass sich das Dekanat Markt Einersheim so ausführlich präsentiert" und für sich wirbt. Ein Teilnehmer beklagte, dass die "tollen Dinge aus Markt Einersheim" im Norden Castells gar nicht ankommen würde. Wieder andere warben für größere und damit zukunftsfestere Lösungen.

Manche Teilnehmer bedauerten, dass Regionalbischöfin Bornowski nicht bei der Infoversammlung dabei war - die war wegen einer wichtigen, lange feststehenden Landeskirchenratssitzung in München verhindert. Ebenso kritisiert wurde, dass keine Leitungsvertreter der umliegenden vier Dekanate zugegen waren, die alle eher für eine größere Lösung zu haben wären. Namentlich wurde Kitzingens Dekanin Kerstin Baderschneider genannt, die trotz Einladung nicht habe kommen wollen. Das wiederum weist Baderschneider auf epd-Anfrage zurück:

"Ich wurde nicht eingeladen. Ich wollte sogar kommen, aber ein Rederecht wollte man mir nicht geben."

Dekan Klöss-Schuster schrieb am Dienstag auf epd-Anfrage, es habe bei der Veranstaltung "unterschiedliche Rückmeldungen" gegeben. Es sei die "erste Veranstaltung für einen offenen Austausch" gewesen, die Debatte gehe weiter. Er räumte ein, dass "die Pfarreien im Norden des Dekanatsbezirks Castell" das Vorhaben "kritisch sehen". Dekan Huber hatte dazu nach epd-Informationen bereits in der Versammlung auf den rechtlichen Rahmen hingewiesen:

"Jede Kirchengemeinde kann immer für sich alleine entscheiden, wo sie sich zugehörig fühlt."

Wer also nicht mit ins "Steigerwald-Dekanat" will, könnte in andere Dekanate wechseln.

Das allerdings würde das "Problem" verschärfen, das die Kirchenleitung aktuell zumindest mit dem Projekt "Steigerwald-Dekanat" hat: die geringe Größe. Ein Sprecher der Landeskirche hatte dem epd schon vor einigen Wochen erläutert, dass die Kirchenleitung keine "Zwangsfusionen" von Gemeinden oder Dekanaten wolle - man genehmige aber nicht alles, was vor Ort gewünscht und mehrheitsfähig sei. Man prüfe "Rechtmäßigkeit und Zweckmäßigkeit" von geplanten Fusionen. Bornowski und die Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern sähen bei den aktuellen Fusionsplänen "durchaus Genehmigungsvorbehalte", hieß es.

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